Ibragimova, Power, Gabetta & Chamayou spielen das Klavierquintett in f-Moll von César Franck

Alina Ibragimova, Violine

Charlotte Saluste-Bridoux, Violine

Lawrence Power, Viola

Sol Gabetta, Violoncello

Bertrand Chamayou, Klavier
Artist in Residence 2019

 

César Franck (1822-1890)
Klavierquintett f-Moll FWV 7

 

Aufgezeichnet am 3. August 2019 in der Kirche Saanen

Dank der ungewöhnlichen Besetzungen bringen das Forellenquintett Franz Schuberts sowie das Klavierquintett in f-Moll von César Franck mit Alina Ibragimova, Charlotte Saluste-Bridoux, Lawrence Power, Sol Gabetta, Uxia Martinez Botana und Bertrand Chamayou in dieser Live-Aufzeichnung grosse Individuen zusammen. Als «Artist in Residence» der Ausgabe 2019 des Gstaad Menuhin Festival bietet sich dem französischen Pianisten Bertrand Chamayou nach Konzerten in den Jahren 2014 (Schubert in Bearbeitungen von Liszt) und 2016 (Ravel) hier eine perfekte Gelegenheit, sich mit einem bedeutenden, doch leider nicht allzu häufig gehörtem Werk seines Landsmanns César Franck dem Publikum zu präsentieren. Ungleich grössere Bekanntheit hat das Forellenquintett Franz Schuberts, das im Unterschied zu Francks Besetzung ein klassisches Streichtrio plus Kontrabass vorsieht, hier mit Uxia Martinez Botana.

Fantasiereiche Forelle

Schubert legte dem namensgebenden Variationensatz seines Klavierquintetts das eigene Lied «Die Forelle» als Thema zugrunde. War das Transformieren des thematischen Materials charakteristisch für die Variationstechnik seines Zeitgenossen Beethoven, zeigt sich das Handwerk Schuberts hier im geradezu unbegrenzten Umspielen und Dekorieren des Themas. Eine zusätzliche Besonderheit: Das Thema erklingt mit jeder Variation in einer anderen Stimme. Den Auftakt macht das Klavier, hier mit Bertrand Chamayou, es folgen Lawrence Power und Sol Gabetta – so entsteht eine ständige, kontrastreiche Abwechslung.

Französische Kammermusik im Ausnahmezustand

César Franck bekam als ausgebildeter Klavier-und Orgelspieler vor allem für seine Orgelwerke sowie die für die französische Romantik prägende Sinfonie in d-Moll Anerkennung. Doch auch das Klavierquintett in f-Moll kommt mit monumentalem Charakter daher, und das nicht, weil es durch sein Dasein als Einzelwerk eine Sonderstellung zugeteilt bekommen hat. Endet Schuberts Forellenquintett hochgradig heiter und tänzerisch, sucht das Klavierquintett Francks mit einem zupackenden Beginn durch Alina Ibragimova zunächst nach seiner Richtung – hierbei handelt es sich schlichtweg um ein Werk, das sich dem Publikum nicht unmittelbar öffnet. Zeitgenossen des unauffällig daherkommenden Franck waren sogar der Meinung, das Werk überschreite die legitimen kammermusikalischen Grenzen. Unscheinbar ist das Klavierquintett wahrlich nicht, viel eher kommt es mit kühner Expressivität daher: Im Laufe der drei Sätze offenbart sich die Brillanz des Werks immer mehr… durch harmonisch moderne Ansätze sowie geniale Verbindungen von zunächst gegenströmig anmutenden Elementen.

Sol Gabetta

Künstlerbeschreibung

« Sol », wie die Sonne: Man hätte keinen besseren Vornamen für die Cellistin Sol Gabetta wählen können! Sie strahlt buchstäblich jedes Mal, wenn sie auf der Bühne auftritt, aber auch, wenn man ihr hinter den Kulissen begegnet, sie ist liebenswürdig und nimmt sich Zeit für einen. Seit bald zwei Jahrzehnten ist sie in Gstaad präsent, sie ist eine Art Patin für das Festival geworden; jedes Jahr erwartet man von ihr neue Projekte, die sie oft als Voraufführung darbietet.

Die «Bärentatzen» der Familie Gabetta

Man kennt ihre glänzende Karriere. Man weiss weniger, wie diese begonnen hat. Sie hat uns das einmal beiläufig erzählt, als sie ein Konzert im Saanenland gab: «Ich war dreijährig und mein Bruder Andres war acht. Man hat uns beiden eine Violine in die Hand gedrückt. Aber – logisch – er spielte viel besser, weil er ja älter war. Dann hat man eines Tages meiner Mutter angeboten, Cellounterricht zu geben.» Dank der Suzuki-Methode machte Sol grosse Fortschritte. «Das Cello hat mir gleich zugesagt. Es ist viel natürlicher für mich als die Violine; ich bin klein und habe riesige Hände; wir haben alle Bärentatzen in unserer Familie; ich weiss nicht, wie Andrés das macht mit seiner Geige!»

Cappella Gabetta – aus Liebe zur Authentizität

Die Jahre vergehen, die verschlungenen Wege des Berufslebens trennen die Geschwister. «Nachdem er sein Diplom hatte, begegnete Andres Christophe Coin, (dem grossen Cellisten und Spezialisten für die sogenannte historische Aufführungspraxis). Er hat sich darauf voll und ganz in der Barockmusik engagiert. Auch wenn ich mit Interesse seine Aktivitäten weiterverfolgt habe, habe ich mich dem grossen Konzertrepertoire zugewandt. Dies bis zum Moment, wo ich meine eigene Begegnung mit der alten Musik hatte. Das war während meiner Arbeit am ersten «Progetto Vivaldi» für Sony.»
Diese Begegnung mit Vivaldi, dem «Prete Rosso», war ein Riesenerfolg, sodass Sony schnell an eine Fortsetzung dachte. Und Sol Gabetta wusste, dass dies die Möglichkeit wäre, wieder mit ihrem Bruder zusammenzuarbeiten: So wurde die Cappella Gabetta geboren! Und von da an gehört auch die Cappella Gabetta zu den regelmässig eingeladenen Gästen des Gstaad Menuhin Festivals.

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