Pas de deux - Ein Tanz von Violine und Cello
Patricia Kopatchinskaja, Violine
Sol Gabetta, Violoncello
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Invention I C-Dur BWV 772 (1723)
Iannis Xenakis (1922-2001): «Dhipli Zyia», Duo für Violine und Violoncello (1951)
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Invention VI E-Dur BWV 777 (1723)
Zoltán Kodály (1882-1967): Duo für Violine und Violoncello op. 7 (1914)
Allegro serioso non troppo – Adagio – Maestoso e largamente, ma non troppo lento
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Invention VIII F-Dur BWV 779 (1723)
Peteris Vasks (1946): Duo – Auftragskomposition des Menuhin Festival Gstaad und des Schleswig-Holstein Musik Festival
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Invention XIV B-Dur BWV 785 (1723)
Maurice Ravel (1875-1937): Sonate C-Dur für Violine und Violoncello (1927)
Allegro – Très vif – Lent – Vif, avec entrain
Von Bach bis Peteris Vasks – Sol Gabetta und Patricia Kopatchinskaja
Sol Gabetta und Patricia Kopatchinskaja spielen ein Programm, das von der Barockmusik bis in die Moderne führt. Über seinem immensen schöpferischen Genie vergisst man zuweilen, dass Johann Sebastian Bach auch ein bemerkenswerter Pädagoge war. So entsteht in den Jahren in Köthen ein Clavier-Büchlein vor Wilhelm Friedemann Bach, ein Übungsheft für seinen ältesten Sohn. Der zweite Teil davon besteht aus dreissig Fugen: fünfzehn zweistimmigen Inventionen und fünfzehn dreistimmigen Sinfonien, wahre Kleinode.
Das Duo für Violine und Violoncello Op. 7 wurde von Zoltán Kodály im Sommer 1914 geschrieben. Es ist eine eigentliche Sonate, in drei Sätze gegliedert, wo die beiden Stimmen in Bezug auf die Flexibilität des Kontrapunkts genauso viel Bach und seinen zweistimmigen Inventionen, wie den Madrigalisten der Renaissance zu verdanken haben.
Musik und Mathematik
Iannis Xenakis wurde 1922 in Rumänien geboren, ist jedoch griechischer Abstammung. Mit seiner Begeisterung für die Architektur und die Mathematik bezieht er die räumlichen und numerischen Dimensionen in die musikalische Forschung ein. Er wird der erste Europäer sein, der einen Computer einsetzt, um zu komponieren. Metastasis (1954) ist ein charakteristisches Werk dieser neuen Art, die Töne zu organisieren; Dhipli Zyia für Violine (Patricia Kopatchinskaja) und Violoncello (Sol Gabetta) stammt aus der gleichen Zeit .
Peteris Vasks studiert zunächst Violine und Kontrabass, bevor er sich der Komposition widmet. Am Anfang ist sein Stil von den aleatorischen Experimenten eines Lutoslawski, Penderecki und Crumb beeinflusst. Später integriert er auch Elemente der lettischen Volksmusik. Seit den Neunzigerjahren ist er international anerkannt. Sol Gabetta und Patricia Kopatchinskaja spielen eine Auftragskomposition des Gstaad Menuhin Festival.
Ein Musik Massaker?
Die Uraufführung für Ravels Stück für Violine und Violoncello findet am 6. April 1922 in Paris statt. Die Presse ist schockiert und spricht von einem «Massaker». Nicht ohne Grund: Das Werk bedeutet eine radikale Wende in Ravels Musik, wie der Komponist später in seiner Esquisse biographique erklärt, wo er von einer «bis zum Äussersten getriebenen Nüchternheit und Knappheit» und vom «Verzicht auf den Charme der Harmonie» spricht. Sol Gabetta und Patricia Kopatchinskaja spielen Ravels Werk mit einer seltenen Intensität.