Paul McCreesh & der Tölzer Knabenchor

Mary Bevan, Sopran

Tim Mead, Countertenor

Jeremy Ovenden, Tenor

Neal Davies, Bass

Tölzer Knabenchor

Kammerorchester Basel

Paul McCreesh, Leitung

 

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL:

«Der Messias», Oratorium für Soli, Chor und Orchester HWV 56

 

Aufgezeichnet am 15. Juli 2017 in der Kirche Saanen

Paul McCreeshs Interpretation des «Messias»

Jeder kennt sein „Halleluja“. Was wissen wir sonst noch über Händels Messias?

Am 15. Juli 2017 hatte das Publikum des Gstaad Menuhin Festival in der Kirche von Saanen das Privileg, sich vom ausgewiesenen Experten, dem englischen Dirigenten Paul McCreesh, über das authentische, originale Erscheinungsbild dieses fantastischen Oratoriums aufklären zu lassen. Unterstützt wurde er von den Gabrieli Consort & Players, deren künstlerischer Leiter er ist.
Eine Rückkehr zu den Quellen ist umso notwendiger, als die Interpretationen des «Messias», die wir normalerweise zu hören bekommen, theatralisch und sentimental sind. Dies hängt mit einer «Mode» zusammen, die im 19. Jahrhundert mit den gigantischen Konzerten eingeführt wurde, die die Königin Victoria im Crystal Palace hat veranstalten lassen. Mehrere zehntausend Londoner konnten auf diese Weise an den Konzerten teilnehmen.

Selbst der König erhebt sich fürs «Halleluia»

Solche (historisch bedingte) Bearbeitungen sind an sich nicht fehlerhaft, meint Paul McCreesh, der sich immer bemüht, einen Sachverhalt ganz klar zu machen. Händel selber hat solche Bearbeitungen vorgenommen, indem er die Partitur individuell veränderte, jeweils bezogen auf den Aufführungsort und das variierte Libretto. In Saanen hat sich McCreesh jedoch für die Version der Uraufführung, die am 13. April 1742 in Dublin stattfand, entschieden. Diese ist ein sehr persönlicher Entwurf, der das grossartige Libretto von Charles Jennenes wunderbar umsetzt. Das Libretto, das verschiedene Episoden aus dem Alten und dem Neuen Testament zusammenstellt, hat damals nicht das Glück gehabt, den Frömmlern in London zu gefallen. Sie erstickten zuerst den Erfolg, den das Werk zu Recht beanspruchen konnte, im Keim. Ihre Vorwürfe? Das Werk enthalte zu viel Schwulst und zu wenig Platz (gemeint ist: Stille) für die Andacht. Später feiert die Hauptstadt den «Messias» triumphal. Es braucht Zeit, bis die neue Art von «biblischem Drama» ohne Bühnenbilder und Kostüme, bei dem die Dramatik nur in der Musik liegt, dem Londoner Publikum zugänglich gemacht werden kann. Aber dann – was für eine Begeisterung! Man sagt, dass der englische König, Georg II., als er das erste Mal das «Halleluja» vernahm, so beeindruckt war, dass er aufsprang – was die anderen Zuhörer veranlasste, es ihm gleichzutun.

Paul McCreesh

Künstlerbeschreibung

Paul McCreesh verkörpert mit den Gabrieli Consort & Players beste „authentische“ Interpretation alter Musik. Und doch: Während eines Gesprächs, als er sich im Zusammenhang von der Aufführung von Haydns Jahreszeiten in der Kirche von Saanen in Gstaad befand, gestand er uns, dass er sich nur zum Teil mit einer solchen „Etikettierung“ identifizieren könne. «Um ehrlich zu sein, ich habe mich nie als Spezialisten für eine bestimmte Musikrichtung gesehen.» McCreesh verglich sich mit einem freien Elektron, das, ohne sich festhalten zu lassen, sich von einem Stil zum andern bewegt. «Einige Kritiker werden sagen, dass das professioneller Selbstmord sei. Ich stehe jedoch voll hinter dieser instinktiven Beziehung zur Musik – Liebe ist da wichtiger als der Intellekt – und überlasse gern den anderen die grossen musikologischen Dissertationen. Für mich gibt es nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte.»

Mehr als ein Dirigent: Einer, der Musik neu erschafft

Wenn Sie also Paul McCreeshs Diskographie (hauptsächlich unter dem Label Deutsche Grammophon) durchgehen und seinen vielen Konzerten auf der ganzen Welt folgen, gibt es sehr wenig … „schlechte Musik“! Man erinnert sich an seine Konzerte am Gstaad Menuhin Festival: Das Requiem von Mozart, 2016, der Messias von Händel, 2017, die Jahreszeiten von Haydn, 2018 – alles Höhepunkte. Jedes Mal mit dieser persönlichen Note, die eine einfache Interpretation in ein einmaliges Meisterwerk verwandelt. Wie die Aufführung von Haydns Jahreszeiten, wo er sich in einen wahrhaften Neu-Schöpfer verwandelte, um das Werk in der englischen Übersetzung «singbar» zu machen (ursprünglich war der Text sehr linkisch von Haydns Librettisten Baron van Swieten ins Englische übersetzt worden). «Während der Komponist vom Text ausgeht, um seine Musik zu schreiben, musste ich den umgekehrten Weg gehen, indem ich die Melodie als Ausgangspunkt nahm, um die richtigen Worte zu finden. Mein Ziel bei dieser fordernden Aufgabe war es immer, dass die Sänger beim Singen Freude empfinden.»

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