«Mondscheinsonate» und «Appassionata»
FAZIL SAY, Klavier
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Sonata quasi una fantasia Nr. 14 cis-Moll, op. 27 Nr. 2 «Mondscheinsonate»
Adagio sostenuto – Allegretto – Presto agitato
Sonate Nr. 23 f-Moll op. 57 «Appassionata»
Allegro assai – Andante con moto – Allegro ma non troppo – Presto
Fazil Say (*1970)
Black Earth
George Gershwin (1898–1937)
Summertime
Live aufgezeichnet am 2. August 2019 in der Kirche Saanen
Die Sonate cis-Moll Op. 27 Nr. 2, von Beethoven selbst mit dem Beinamen «Sonata quasi una fantasia» versehen (genauso wie die Nummer 1 dieses Werks, auch wenn sie nicht im gleichen Masse den Kriterien einer Fantasie entspricht) und beinahe ein Vierteljahrhundert nach dem Tod des Komponisten «Mondscheinsonate» getauft, ist ein Kind der… Liebe! Der leidenschaftlichen Liebe des Komponisten zur Gräfin Giulietta Guicciardi, einer sechzehnjährigen Schülerin, Cousine der Brunsvik-Schwestern, die er im Sommer 1800, kurz nach dem Umzug ihrer Familie nach Wien, kennen lernt und die er sogleich zu heiraten beschliesst – obschon der Standesunterschied und die Anstandsregeln der Zeit ihm verbieten, auch nur daran zu denken. Vor kurzem sind die ersten Symptome der Gehörlosigkeit aufgetreten, und Beethoven hadert mit seinem Schicksal. Das berühmte Heiligenstädter Testament wird er erst noch schreiben (im Sommer 1802), doch der Musiker spürt schon, dass sein Heil in seinem künstlerischen Schaffen liegt. Dennoch ist er ausser sich vor Wut, als ihm die Mutter der Geliebten, die Gräfin Susanna, statt eines Zeichens der Bestätigung seiner Liebe einen Beutel voll Geld schenkt, womit sie ihn in seinen Augen mit aller Deutlichkeit auf seinen Platz als einfacher «Diener» verweist. Die grundlegendsten Gebote der Höflichkeit missachtend, antwortet er der grossen Dame mit Worten von seltener Heftigkeit, und auch wenn er einen endgültigen Strich unter die Beziehung setzt, widmet er doch kurz darauf seine Sonate cis-Moll Giulietta – eine versteckte Art, sich zu rächen und den italienischen Aristokraten seine vollkommene geistige Freiheit zu zeigen.
Anders als die Waldstein-Sonate, deren Widmung an Graf Ferdinand von Waldstein verbürgt ist, geht der Beiname Appassionata für Beethovens Sonate f-Moll auf die Verleger zurück, die dem Werk in romantischem Überschwang zehn Jahre nach dem Tod des Komponisten diesen Namen geben. Obwohl zur gleichen Zeit (1804) wie die Waldstein-Sonate und Opus 54 in Angriff genommen, wird sie erst 1805 vollendet, als Beethoven am Fidelio arbeitet. Sie steht nicht nur für eine immer intensivere Erforschung der Form, sondern auch für den Willen des Komponisten, «mittels neuer musikalischer Lösungen die dem Menschen angemessenen Dimensionen des von ihm erstrebten Schicksals aufzuzeigen: Raum, Zeit, Kampf, Erkenntnisfähigkeit.» (Elisabeth Brisson). Das Werk ist so etwas wie ein humanistisches Manifest, in dem Beethoven alle seine Mitmenschen – vor allem jene, die von einer Macht unterjocht werden – auffordert, sich durch ihre eigene Fantasie von ihrem irdischen Sklavendasein zu befreien.
Kommentare zu “Fazil Say – Beethoven”
Fazil Say ist ein absolut fantastischer Pianist seine Improvisationen spielt er mit einer Leichtigkeit, so dass ich das Gefühl habe zu schweben.
Er ist ein Meister seines Instrumentes und seine Gestik nicht zu übertreffen. Wunderbar!