Bartóks Violinsonate Nr. 2, interpretiert von Patricia Kopatchinskaja
Patricia Kopatchinskaja, Violine
Polina Leschenko, Klavier
Béla Bartók (1881–1945)
Violinsonate Nr. 2 Sz. 76 25’
Molto moderato
Allegretto
Aufgenommen in der Kirche Zweisimmen, 13. August 2018
Bartók und Kopatchinskaja
Die grosse Künstlerin Patricia Kopatchinskaja spielt zusammen mit der Pianistin Polina Leschenko die 2. Violinsonate von Béla Bartók.
Die Sonderstellung der Violine bei Béla Bartók
Béla Bartók gehört zu den wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Die Violine nimmt bei Béla Bartók eine Sonderstellung ein: Der erste Grund dafür ist die Schlüsselrolle, die das Instrument in der Volksmusik Zentraleuropas spielt, die Bartók sich ein Leben lang zusammenzutragen und zu «sublimieren» bemüht. Bartók übt gleichzeitig mehrere Berufe aus: Komponist, Pianist, Klavierdozent und Musikethnologe. Während den Semestern unterrichtet er seine Studenten in Budapest und in den Semesterferien reist er in abgelegene Gebiete, um die Musik von verschiedenen Völkern zu dokumentieren. Diese Feldforschung hat auch einen Einfluss auf Bartóks Musik, lässt er doch seine erforschten Melodien in seine Kompositionen einfliessen.
Der zweite Grund für die Schlüsselrolle der Violine ist dank den hervorragenden Interpreten, mit denen er das Glück hat, in Kontakt zu kommen. Dazu gehören Jószef Szigeti und Zoltán Székely für die zwei Rhapsodien von 1928, und Jelly d’Arányi für die zwei Sonaten. Diese aussergewöhnliche Virtuosin, die 1893 in Budapest geboren wurde und später die englische Staatsbürgerschaft erwarb, ist die Grossnichte von Joseph Joachim und die Schülerin von Jenö Hubai. Sie ist vor allem für die Uraufführung von Maurice Ravels Tzigane (das ihr gewidmet ist) und für die Wiederentdeckung von Schumanns Violinkonzert bekannt, das sie, wie sie erklärte, im Auftrag des Geistes des Komponisten und von Joachim aufspürte. Auch Patricia Kopatchinskaja gehört zu den grossen Virtuosinnen dieser Zeit.
Londoner Uraufführung
Die 1921 geschriebenen zwei Sonaten von Bartók, die ebenfalls Jelly d’Arányi gewidmet sind, wurden in London von der Geigerin und dem Komponisten uraufgeführt: die erste am 24. März 1922, die zweite am 7. Mai 1923. Nun werden sie von Patricia Kopatchinskaja interpretiert.
«Die Neugier treibt mich, musikalische Grenzen zu suchen», sagt Patricia Kopatchinskaja über sich und ihr Spiel. Ihre Konzertengagements erfassen die ganze Breite des Violinrepertoires von Barock über Klassik, gelegentlich sogar auf Darmsaiten gespielt, bis zu Uraufführungen oder Re-Interpretationen moderner Meisterwerke. Polina Leschenko wurde in St. Petersburg in eine Musikerfamilie geboren und debütierte bereits mit acht Jahren mit dem Leningrader Sinfonieorchester in St. Petersburg. Das Zusammenspiel von Polina Leschenko und Patricia Kopatchinskaja zeichnet sich durch intensives Gefühl und durch ein gemeinsames Musikverständnis aus.