«Erst wenn man sich hört, kann man sehen, was man noch verbessern kann.»

Wir lieben die Alben von Sol Gabetta und Patricia Kopatchinskaja und schwelgen dank stimmungsvoller Live-Aufnahmen gerne in Erinnerungen an tolle Konzertabende.
Aber wie stehen eigentlich die Künstlerinnen zu den Studio- und Konzertaufnahmen? Während Patricia Kopatchinskaja den Aufnahmen generell kritisch gegenübersteht, findet Sol Gabetta diese sehr hilfreich: „Erst wenn man sich hört, kann man sehen, was man noch verbessern kann.“

Sol Gabetta

Künstlerbeschreibung

« Sol », wie die Sonne: Man hätte keinen besseren Vornamen für die Cellistin Sol Gabetta wählen können! Sie strahlt buchstäblich jedes Mal, wenn sie auf der Bühne auftritt, aber auch, wenn man ihr hinter den Kulissen begegnet, sie ist liebenswürdig und nimmt sich Zeit für einen. Seit bald zwei Jahrzehnten ist sie in Gstaad präsent, sie ist eine Art Patin für das Festival geworden; jedes Jahr erwartet man von ihr neue Projekte, die sie oft als Voraufführung darbietet.

Die «Bärentatzen» der Familie Gabetta

Man kennt ihre glänzende Karriere. Man weiss weniger, wie diese begonnen hat. Sie hat uns das einmal beiläufig erzählt, als sie ein Konzert im Saanenland gab: «Ich war dreijährig und mein Bruder Andres war acht. Man hat uns beiden eine Violine in die Hand gedrückt. Aber – logisch – er spielte viel besser, weil er ja älter war. Dann hat man eines Tages meiner Mutter angeboten, Cellounterricht zu geben.» Dank der Suzuki-Methode machte Sol grosse Fortschritte. «Das Cello hat mir gleich zugesagt. Es ist viel natürlicher für mich als die Violine; ich bin klein und habe riesige Hände; wir haben alle Bärentatzen in unserer Familie; ich weiss nicht, wie Andrés das macht mit seiner Geige!»

Cappella Gabetta – aus Liebe zur Authentizität

Die Jahre vergehen, die verschlungenen Wege des Berufslebens trennen die Geschwister. «Nachdem er sein Diplom hatte, begegnete Andres Christophe Coin, (dem grossen Cellisten und Spezialisten für die sogenannte historische Aufführungspraxis). Er hat sich darauf voll und ganz in der Barockmusik engagiert. Auch wenn ich mit Interesse seine Aktivitäten weiterverfolgt habe, habe ich mich dem grossen Konzertrepertoire zugewandt. Dies bis zum Moment, wo ich meine eigene Begegnung mit der alten Musik hatte. Das war während meiner Arbeit am ersten «Progetto Vivaldi» für Sony.»
Diese Begegnung mit Vivaldi, dem «Prete Rosso», war ein Riesenerfolg, sodass Sony schnell an eine Fortsetzung dachte. Und Sol Gabetta wusste, dass dies die Möglichkeit wäre, wieder mit ihrem Bruder zusammenzuarbeiten: So wurde die Cappella Gabetta geboren! Und von da an gehört auch die Cappella Gabetta zu den regelmässig eingeladenen Gästen des Gstaad Menuhin Festivals.

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Patricia Kopatchinskaja

Künstlerbeschreibung

Wer immer daran zweifelt, dass musikalische Interpretation spontan und unvorhersehbar sein kann, soll zu einem Konzert von Patricia Kopatchinskaja kommen! Die moldawische Violinistin sprüht vor Vitalität; die sie von der Spitze ihres Geigenbogens bis zu ihren nackten Füssen – sie tritt meist barfuss auf – erfüllt! Kein Wunder also, dass sie den Dialog zwischen der Musik der Vergangenheit und der Musik der Zukunft pflegt, dass sie bei den zeitgenössischen Komponisten Begeisterung hervorruft – diese können sich keine glühendere Botschafterin vorstellen.
Bei vielen Gelegenheiten hat das Gstaad Menuhin Festival – ebenso wie ihre Freundin und musikalische Partnerin Sol Gabetta – von ihrer Begeisterung profitiert. Sie hat hier, in Gstaad, Schöpfungen von de Jorge Sánchez Chiong, Mark Anthony Turnage, Pēteris Vasks und Francisco Coll vorgestellt.

 

Corelli in Moldawien

Alle (oder fast alle) Künstler habe ihre Webseite – den unvermeidlichen Spiegel der modernen Zeit. Aber nur wenige zeigen mehr als farbloses Marketing. Die Webseite von Patricia Kopatchinskaja ist eine dieser wenigen. Man findet hier Texte, die sie selbst geschrieben hat, in denen sie die Werke ihres Repertoires reflektiert, ebenso wie sehr persönliche Gedanken über die verschiedensten Themen (Warum ist man ein Musiker? Mit Terre des hommes in Moldova…)

Patricia Kopachinskaja, stammt aus Moldawien und ist sehr mit dem Land ihrer Vorfahren verbunden. Sie zeigt ein besonderes Interesse am Dialog zwischen den Kulturen:
Moldawien? «Durch seinen Zugang zum Schwarzen Meer unterhält das Land seit römischer Zeit enge kulturelle Beziehungen zu allen Mittelmeerregionen. Man kann sich vorstellen, dass die grossen italienischen Violinisten der Barockzeit (Corelli, Tartini) so gespielt haben könnten, wie heute die Geiger in den moldawischen Dörfern spielen, mit diesem aussergewöhnlichen Gefühl für Rhythmus, für Harmonie. Sie sind sehr empfänglich für die Einflüsse von aussen, vor allem für die aus der arabischen Welt.»
Patricia Kopachinskaja: Eine ganze Welt in einer Violine.

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