Eine Sonatine von Schubert

Sol Gabetta, Violoncello
Rudolf Buchbinder, Klavier

 

Franz Schubert (1797-1828)
Sonatine D-Dur op. posth. D 137/384 (bearbeitet für Violoncello)

Allegro molto

Andante

Allegro vivace

 

Aufgezeichnet am 27. Juli 2018

Sol Gabetta und Rudolf Buchbinder interpretieren Schuberts Sonatine 

Wer je Sonaten von Schubert in der Interpretation von Sol Gabetta gehört hat, kann davon gar nicht genug bekommen. Nachdem die argentinische Cellistin Sol Gabetta 2014 die Sonate Nr. 2 mit Christian Zacharias zu Gehör brachte und 2016 die Nr. 3 und 5 mit Nelson Goerner, musiziert sie in diesem Jahr mit einem weiteren Titan des Klavierspiels, Rudolf Buchbinder, einem Erben der grossen Wiener Tradition, die ihm von seinem Lehrer Bruno Seidlhofer vermittelt wurde.

Schubert als Nachfolger von Mozart und Beethoven

Die drei «Sonaten für Klavier mit Violinbegleitung» werden zu Unrecht als weniger bedeutende Werke Schuberts eingestuft. Mag ihnen auch die Intensität der später für diese beiden Instrumente geschriebenen Stücke fehlen, des Rondeau brillant h-moll oder der Fantasie C-Dur etwa, so lassen sie dennoch einen schon sehr ausgeprägten Sinn für eine melodische Linienführung erkennen und sind in dieser Hinsicht würdige Nachfolger Mozarts (für die ersten zwei D 384 und 385) oder Beethovens (für die Sonate g-moll D 408).

Unbekannte Kompositionsumstände

Unter welchen Umständen sie komponiert wurden, ist nicht bekannt. Man weiss hingegen, dass Schubert sie im März und April 1816 geschrieben hat – er war noch nicht zwanzig Jahre alt – und dass sie wahrscheinlich für eine Sammelpublikation gedacht waren (diese sollte 1836, posthum, unter der Opusnummer 137 bei Diabelli erscheinen, der ihnen den Titel «Sonatinen» gab). Weshalb Schubert, der seit seiner frühen Kindheit Violine und Viola spielte, diesen Instrumenten nicht die Vorrangstellung einräumte, die ihnen gebührt hätte, weiss man nicht.

In Anerkennung ihrer herausragenden künstlerischen Aktivitäten hat Sol Gabetta bei den Osterfestspielen Salzburg 2018 den Herbert von Karajan Preis entgegengenommen und dort als Solistin mit der Staatskapelle Dresden und Christian Thielemann sowie in Kammermusik-Rezitalen konzertiert. Zu den jüngeren Meilensteinen in der Karriere Sol Gabettas zählen gefeierte Debüts mit den Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle bei den Osterfestspielen Baden-Baden sowie Debüts beim Mostly MozartFestival in New York und der Opening Night der BBC Proms in der Royal Albert Hall London.

Sol Gabetta

Künstlerbeschreibung

« Sol », wie die Sonne: Man hätte keinen besseren Vornamen für die Cellistin Sol Gabetta wählen können! Sie strahlt buchstäblich jedes Mal, wenn sie auf der Bühne auftritt, aber auch, wenn man ihr hinter den Kulissen begegnet, sie ist liebenswürdig und nimmt sich Zeit für einen. Seit bald zwei Jahrzehnten ist sie in Gstaad präsent, sie ist eine Art Patin für das Festival geworden; jedes Jahr erwartet man von ihr neue Projekte, die sie oft als Voraufführung darbietet.

Die «Bärentatzen» der Familie Gabetta

Man kennt ihre glänzende Karriere. Man weiss weniger, wie diese begonnen hat. Sie hat uns das einmal beiläufig erzählt, als sie ein Konzert im Saanenland gab: «Ich war dreijährig und mein Bruder Andres war acht. Man hat uns beiden eine Violine in die Hand gedrückt. Aber – logisch – er spielte viel besser, weil er ja älter war. Dann hat man eines Tages meiner Mutter angeboten, Cellounterricht zu geben.» Dank der Suzuki-Methode machte Sol grosse Fortschritte. «Das Cello hat mir gleich zugesagt. Es ist viel natürlicher für mich als die Violine; ich bin klein und habe riesige Hände; wir haben alle Bärentatzen in unserer Familie; ich weiss nicht, wie Andrés das macht mit seiner Geige!»

Cappella Gabetta – aus Liebe zur Authentizität

Die Jahre vergehen, die verschlungenen Wege des Berufslebens trennen die Geschwister. «Nachdem er sein Diplom hatte, begegnete Andres Christophe Coin, (dem grossen Cellisten und Spezialisten für die sogenannte historische Aufführungspraxis). Er hat sich darauf voll und ganz in der Barockmusik engagiert. Auch wenn ich mit Interesse seine Aktivitäten weiterverfolgt habe, habe ich mich dem grossen Konzertrepertoire zugewandt. Dies bis zum Moment, wo ich meine eigene Begegnung mit der alten Musik hatte. Das war während meiner Arbeit am ersten «Progetto Vivaldi» für Sony.»
Diese Begegnung mit Vivaldi, dem «Prete Rosso», war ein Riesenerfolg, sodass Sony schnell an eine Fortsetzung dachte. Und Sol Gabetta wusste, dass dies die Möglichkeit wäre, wieder mit ihrem Bruder zusammenzuarbeiten: So wurde die Cappella Gabetta geboren! Und von da an gehört auch die Cappella Gabetta zu den regelmässig eingeladenen Gästen des Gstaad Menuhin Festivals.

Mehr anzeigen Weniger anzeigen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert